Zeitgenössische Kunst aus Lettland

Die Europäische Zentralbank (EZB) eröffnet am Mittwoch, dem 20. Juni 2007, um 18.30 Uhr die 15. Ausstellung ihrer Reihe „Zeitgenössische Kunst aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union“. Im Mittelpunkt stehen lettische Positionen aus der sich seit 2005 im Aufbau befindlichen Sammlung des von Rem Koolhaas entworfenen neuen Museums für zeitgenössische Kunst, das 2011 in Riga eröffnet wird. Die Schau gewährt erstmals einen Einblick in diese Sammlung. Künstler: Juris Boiko, Miks Mitrēvics, F5, Katrīna Neiburga, Andris Breže, Ojārs Pētersons, Barbara Gaile, Inta Ruka, Ieva Iltnere, Krišs Salmanis, Kristīne Kursiša, Egons Spuris, Leonards Laganovskis, Oļegs Tillbergs, Imants Lancmanis, Aija Zariņa

Die lettische Kunst der vergangenen Jahrzehnte weist enge Verbindungen zur jüngeren Geschichte des Landes auf. Zu Zeiten der Sowjetunion unterlag die bildende Kunst der Doktrin des Sozialistischen Realismus; eine Auseinandersetzung mit Lettlands Erbe der klassischen Moderne sowie mit westlichen Avantgardeströmungen der Nachkriegszeit war – zumindest zeitweise – weitgehend unmöglich. Mit Beginn von Gorbatschows „Glasnost“ und „Perestroika“ Mitte der Achtzigerjahre und in der nachfolgenden, bewegten Zeit bis zur Unabhängigkeit Lettlands im Jahr 1991 änderte sich die Situation: Eine neu gewonnene künstlerische Freiheit ermöglichte den Durchbruch neuer Ausdrucksformen – etwa von Installationen, Environments und Performances – und eine offene und fruchtbare Auseinandersetzung mit vormals offiziell nicht anerkannten Tendenzen wie der konkreten Malerei oder der Konzeptkunst.

Neue Inhalte und aktuelle, drängende Themen wurden aufgegriffen und in beeindruckende Metaphern gefasst. Religiöse, spirituelle und mythologische Aspekte fanden ebenso Eingang in die Kunst wie Kommentare zur ökologischen und gesellschaftspolitischen Situation. Der Bogen spannt sich hierbei von poetisch-subtilen Andeutungen bis hin zu expressiv-ironischen Stellungnahmen. Viele Künstler verknüpften dies mit existenziellen Fragen nach der eigenen Identität, die vor dem Hintergrund der dramatischen Transformationsprozesse über die persönlichen Erfahrungen hinaus auch als Verweis auf die psychische Verfassung der Gesellschaft interpretiert werden können.

Geschichte, kulturelles Erbe und gesellschaftliche Situation sind bis heute wichtige Referenzpunkte der lettischen Kunst, angereichert und erweitert durch aktuelle Themen wie etwa die Verlockungen der Konsum- und Medienwelt oder die Nutzung neuer Technologien. Heute umfasst die Kunst Lettlands eine beeindruckende Vielfalt originärer, eigenständiger Positionen, die nicht nur die Kunstlandschaft Europas erheblich bereichern, sondern auch einen bemerkenswerten Einblick in die Seele und Kultur des Landes ermöglichen.

Im Mittelpunkt der für die Ausstellung aus der Sammlung des Museums ausgewählten Werke stehen sowohl Vertreter der jungen lettischen Künstlergeneration als auch Künstler, von denen in den Achtziger- und Neunzigerjahren zentrale Impulse für die Neuausrichtung der lettischen Kunstszene ausgingen. Ergänzt wird dies durch malerische Positionen von vierrenommierten Künstlern (Ilmārs Blumbergs, Edvards Grūbe, Helēna Heinrihsone und Ģirts Muižnieks), die auch in der Sammlung der lettischen Zentralbank (Latvijas Banka) vertreten sind.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Latvijas Banka und dem lettischen Museum für zeitgenössische Kunst in Riga. Sie wird eröffnet von Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank, und Ilmārs Rimšēvičs, Präsident der Latvijas Banka.

Dauer der Ausstellung:
21. Juni – 14. September 2007

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